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Tips zur Haltung und Ernährung von Weichfressern
©Claudia Mettke-Hofmann & Gerhard Hofmann,
Liest man die Nachzuchtstatistiken der verschiedenen Liebhaberverbände, so scheint es kaum noch Vogelarten zu geben, deren Nachzucht nicht regelmäßig gelingt. Prachtfinken und Sittichliebhaber erzielen Zuchterfolge, von denen man noch vor zehn Jahren nur Träumen konnte. Die Lorihaltung und –zucht hat Dank ausgeklügelter Fütterungsmethoden längst ihren Schrecken verloren, so daß selbst heikle Arten über mehrere Generationen nachgezogen werden. Auch bei Weich- (Insekten) fressern tauchen Jahr für Jahr neue Arten in den Nachzuchtstatistiken auf, doch scheint diese Vogelgruppe noch immer die meisten Probleme bei der Zucht zu bereiten. Die Fertigfutterprodukte sind weit davon entfernt, eine vollwertige Ernährung der Vögel, geschweige denn eine gelungene Nachzucht, zu garantieren. Weichfresserliebhaber sind nach wie vor darauf angewiesen, ihr Futter mit großem Zeitaufwand und Sachverstand selbst zusammenzustellen. Und selbst wenn alles in Butter zu sein scheint, machen einem die Vögel nicht selten einen Strich durch die Rechnung und kommen nicht in Bruttrieb, bauen ihr „Zugfett“ nicht ab oder absolvieren die Frühjahrsmauser wird nur zögerlich.
Wir wollen in diesem Artikel einen Überblick über die Weichfresserhaltung unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse geben. Sicherlich hat jeder Liebhaber seine eigene Methode, die zum Erfolg führt und wer damit tatsächlich Erfolg hat, tut gut daran, nichts zu ändern. Wenn sich die Nachzuchten jedoch nicht wie gewünscht einstellen, ist es vielleicht einen Versuch wert, die Fütterungs- und Haltungsmethode zu überdenken.
Wir beschränken uns in diesem Artikel zwar vorwiegend auf Beispiele einheimischer Weichfresser, doch gelten die biologischen Grundsätze natürlich auch für andere Arten, die in ihrer Lebens- und Ernährungsweise unseren Arten oft sehr ähnlich sind. Bei der Haltung einheimischer Weichfresser unterscheiden wir zwischen drei Gruppen, die sich in ihren ökologischen Ansprüchen unterscheiden, was sich massiv auf die Haltung auswirken kann.
a) Standorttreue Spezialisten z.B. Baumläufer, Zaunkönig und Wintergoldhähnchen. Vertreter dieser Gruppe besetzen eine extrem kleine Nische und ernähren sich ganzjährig von kleinsten Insekten. Ihre Spezialisierung ermöglicht es ihnen, auch den Winter bei uns zu verbringen.
b)Standorttreue „Winter-Generalisten“ Vertreter dieser Gruppe stellen im Winter ihre Ernährung um und werden auf Grund des mangelnden Nahrungsangebots notgedrungen praktisch zum reinen Samenfresser wie z.B. die in Liebhaberhand häufig anzutreffende Bartmeise. Wieder andere werden wenig wählerisch in ihrer Ernährung, nutzen viele verschiedene Nahrungsressourcen und können somit den Winter im Brutgebiet überstehen. Eine andere Strategie mit Nahrungsengpässen umzugehen ist, im Brutgebiet zu bleiben und im Herbst große Mengen an Sämereien zu verstecken, die zu einem späteren Zeitpunkt, oftmals Monate später, wieder aufgesucht und gefressen werden (Sherry, 1989; Bednekoff et al., 1997). Viele Meisen (Paridae), Kleiber (Sittidae) und Rabenvögel (Corvidae) folgen dieser Strategie. Der Meister dieser Strategie ist der Tannenhäher der bis zu 100 000 Verstecke anlegt von denen er bis zu 80 000 wieder findet. Auch in der Voliere verstecken diese Vögel große Mengen an Futter in allen möglichen Ritzen und Löchern. Für „Wintergeneralisten“ ist die Nahrungsumstellung ein wichtiger saisonaler Faktor, der in jedem Fall auch bei der Haltung in menschlicher Obhut vollzogen werden sollte, damit die Vögel im nächsten Frühjahr wieder zur Brut schreiten.
d) Zugvögel. Schließlich gibt es die große Gruppe der Zugvögel, zu denen die meisten einheimischen Insektenfresser zählen. Sie ziehen, je nach Zugdistanz, im Spätsommer bis Herbst aus unseren Gefilden weg, um den Winter im Süden zu verbringen. Dabei vollbringen manche Arten wahre Meisterleistungen. So legen Gartengrasmücken bei Ihrer Reise in den Süden 5000 – 10 000km zurück, nur um im Frühjahr die gleiche Strecke wieder zurückzufliegen.
Welchen Einfluß hat die Lebensweise nun auf die Haltung dieser Gruppen? Warum sollte ein Zugvogel anders ernährt oder untergebracht werden als ein Standvogel? Ist es wirklich notwendig, bei Bartmeisen im Winter das Futter umzustellen? Der Fragenkatalog ließe sich sicherlich noch um viele Beispiele erweitern, doch wollen wir uns eher mit den praktischen Aspekten dieser Kategorisierung beschäftigen und die Vogelgruppe betrachten, die die meisten einheimischen und auch schwierigsten Weichfresser beinhaltet: die Zugvogelgruppe.
Ein Faktor, der bei der Haltung einheimischer aber auch fremdländischer Weichfresser oft übersehen wird, ist die „innere Uhr“ des Vogels.
Bewohner gemäßigter Zonen haben meist mehr oder weniger ausgeprägte Jahreszeiten. Die Brutzeit ist auf wenige Monate begrenzt. Da dieser Ablauf vorhersagbar ist, haben viele Vogelarten ein bereits im Erbgut verankertes Brutfenster, d.h., die Bereitschaft zu brüten ist in bestimmten Monaten höher als in anderen. Aber nicht nur die Brutzeit, sondern auch Beginn und Ende der Mauser oder die Zugbereitschaft sind an die Jahreszeiten angepasst, so dass der gesamte Jahresablauf im Erbgut vieler Vögel festgelegt ist. Dieses endogene Programm wird mit Hilfe externer Zeitgeber mit den tatsächlichen Bedingungen fein-synchronisiert, so daß z.B. der genaue Brutbeginn, die Dauer und das Ende der Brutsaison in gewissen Grenzen von Jahr zu Jahr schwanken (Farner und Gwinner, 1980; Gwinner und Scheuerlein, 1998; Scheuerlein und Gwinner, 2002). Viele Arten nutzen die Änderungen in der Tageslänge, der Lichtintensität oder auch der Humidität, um zum Beispiel ihren Brutphase an die Umweltbedingungen anzupassen.
Dieser jahreszeitliche Ablauf wird auch in unseren Volieren beibehalten. So zeigen die meisten Arten auch in menschlicher Obhut in bestimmten Monaten eine erhöhte Brutbereitschaft. Bei Arten der nördlichen Hemisphäre sind das im Allgemeinen die Frühlingsmonate, bei Arten südlich des Äquators aber oftmals die Herbst- und Wintermonate, da die Jahreszeiten zu uns umgekehrt sind. Erstaunlicherweise hält sich diese Präferenz selbst bei Arten, die seit Generationen in unseren Breitengraden in menschlicher Obhut gezüchtet werden. Vögel, die ganzjährig in Außenvolieren gehalten werden, sind automatisch dem jahreszeitlichen Wechsel der Tageslänge ausgesetzt und passen ihren inneren Rhythmus den äußeren Bedingungen an. Bei der ganzjährigen Haltung in Innenräumen erfahren die Vögel hingegen oftmals konstante Lichtverhältnisse über das Jahr, die noch dazu eher zu langen Tageslängen verschoben sind. Hier können erhebliche Probleme im Zyklus der Vögel auftreten, da der innere Rhythmus nicht mehr mit den äußeren Faktoren wie Tageslänge übereinstimmen. Wenn die Lichtdauer sehr stark von 12 Stunden abweicht (was in unseren Volieren meist der Fall ist), wird der Jahreszyklus vieler Vogelarten blockiert, da zu bestimmten Zeiten, z.B. im Herbst die Vögel kürzere Lichtzeiten benötigen, um im Zyklus fortfahren zu können. Durch die Blockade kommt ein Vogel im Frühling nicht mehr in den Bruttrieb oder er baut seine Fettreserven von der Zugzeit nicht ab. Ferner kann es zu Synchronisationsproblemen zwischen Brutpartnern kommen, da die exogenen Zeitgeber fehlen und jedes Individuum seinem eigenen inneren Rhythmus folgt. Manche Arten kommen so gut wie nie ohne wechselnde Lichtverhältnisse in Brutstimmung. Darunter befinden sich die Gartengrasmücke (Sylvia borin,) aber auch die Nachtigal (Lucinia megarhynchos) oder der Gelbspötter (Hippolais icterina). Eine leichte Variation der Lichtzeiten im Laufe eines Jahres kann hier Abhilfe schaffen (siehe Abbildung Lichtkurve).
Auch die Überwinterung von Zugvögeln in Innenräumen ist nicht selten ein Problem für viele Vogelliebhaber, schließlich müssen die Lichtzeiten so lang sein, dass die Vögel vor bzw. nach einem langen Arbeitstag noch adäquat versorgt werden können. Gerade diese langen Lichtzeiten im Winter können aber problematisch sein. Wenn die Vögel im Frühjahr in die Außenvoliere gesetzt werden, erfahren sie eine zu diesem Zeitpunkt völlig unnatürliche Verkürzung der Tageslichtlänge. Die Situation für die Vögel stellt sich als fast unlösbarer Konflikt dar; das Futterangebot signalisiert klar den Beginn der Brutzeit, die Reduzierung der Tageslichtlänge dagegen stellt das Signal auf Beendigung derselben und würde eher die Mauser oder das Zugprogramm einleiten. Bei einigen Arten wie z.B. Gelbspötter, Nachtigall oder Gartengrasmücke wird dabei das innere Programm völlig aus dem Gleichgewicht geworfen und nicht selten beginnen die Vögel damit zu mausern und die Brutperiode ist für sie abgeschlossen.
Die Simulation von Jahreszeiten sollte sich nicht nur auf das Licht beschränken, sondern auch die Ernährung mit einschließen. Auch in der Natur gibt es große Schwankungen in der Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsressourcen – die Brutzeit liegt im Allgemeinen in der nahrungsreichsten Zeit, während im Winter erhebliche Nahrungsengpässe auftreten können. Bei Insektenfressern sollte daher der Lebendfutteranteil im Winter auch in menschlicher Obhut stark reduziert werden. Neben anderen Vorteilen (siehe unten), ermöglicht die Reduzierung der Futtervielfalt im Winter eine gezielte Steuerung der Fortpflanzungsphase. Durch eine frühere oder spätere Diversifizierung des Futterangebots im Frühjahr kann der Brutbeginn präzise gesteuert und die Partner eines Paares besser synchronisiert werden. Außerdem kann über eine Futterreduzierung im Herbst die Brutzeit gezielt beendet und ein mehrfaches Brüten verhindert werden.
Zugvögel zeigen noch weitere Anpassungen an ihren saisonalen Lebensraum. Sie verlassen ihr Brutgebiet im Herbst, um die nahrungsarme Zeit in anderen Gebieten mit ausreichendem Nahrungsangebot zu verbringen. Als Vorbereitung für eine oftmals mehrere tausend Kilometer lange Zugstrecke, stellen diese Vögel jedes Jahr nach der Brutzeit ihren gesamten Stoffwechsel um. Da Insekten alleine als Energieversorgung nicht zu einer solch rapiden Gewichtszunahme in kurzer Zeit führen (ganz zu schweigen von der Arbeit, diese zu fangen), stellen die Vögel ihre Ernährung während dieser Phase weitestgehend auf Früchte und Nektar/Pollen um. Die Vögel erhöhen ihre Nahrungsaufnahme enorm (hyperphagie) und lagern Fett bis zum doppelten ihres Normalgewichts am gesamten Körper ab. Dieses Fett wird als Brennstoff während des Zugs verwendet, um unwirtliche Gebiete wie Gebirge, ausgedehnte Wasserflächen oder Wüsten zu überbrücken. Der gesamte Zugablauf, inklusive physiologische Vorbereitung, Beginn, Zugrichtung und Dauer der Zugphase, ist größtenteils genetisch festgelegt (Gwinner und Wiltschko, 1978; Gwinner, 1986) und erfolgt auch in menschlicher Obhut (Gwinner, 1996). Das Zugverhalten ist dermaßen ausgeprägt, dass nachtziehende Arten wie viele Insektenfresser während dieser Phase selbst im Käfig nachts aktiv sind und von Stange zu Stange hüpfen oder mit den Flügeln schlagen (Zugunruhe). Als Folge brechen Flügel- und Schwanzfedern am Gitter oder die Federn der Kopfplatte an der Decke ab. In dieser Phase sollte auf keinen Fall die Volieren- oder Käfigeinrichtung verändert werden. Die Vögel kennen den Abstand zwischen den Stangen genau und springen im Dunkeln blind hin und her. Jede Veränderung kann zu erheblicher Unruhe führen und ernsthafte Verletzungen verursachen. Tagziehende Arten sind während der Zugphase am Tage besonders unruhig. Ein Problem bei der Haltung von Zugvögeln ist, dass sie das angelagerte Fett nicht beim Fliegen verbrauchen und auch lange nach Ende der Zugphase noch fett sind. Solche Vögel kommen im Allgemeinen nicht in die Mauser und auch nicht in den Bruttrieb. Es ist außerordentlich wichtig, das Futter bei Zugvögeln im Winter auf einen geringen Anteil an Lebendfutter zu reduzieren (siehe oben), damit die Vögel ihr Fett abbauen können. Es lohnt also durchaus, sich mit der natürlichen Saisonalität, denen die jeweilige Art unterworfen ist, auseinanderzusetzen. Unter natürlichen Lichtzeiten gehaltene Zugvögel haben im Übrigen auch weit weniger Probleme ihr Zugfett wieder abzubauen oder zum rechten Zeitpunkt zu mausern - kleine Ursache große Wirkung.
Sicherlich einer der wichtigsten Punkte bei der erfolgreichen Haltung und Zucht von Weichfressern ist die Fütterung. Da jedoch die einzelnen Arten durchaus unterschiedliche Ansprüche haben, lässt sich natürlich auch die Fütterung nicht vereinheitlichen. Die Artenpalette, die wir mit dem nachfolgend beschriebenen Futter ernähren, erstreckt sich von verschiedenen Grasmückenarten, über Schwarzkehlchen, verschiedene Rotschwanzarten bis hin zu verschiedenen Starenarten. Primär ist natürlich die Qualität des Futters ausschlaggebend, doch sollte auch der Zeitaufwand bei der Fütterung in einem erträglichen Rahmen bleiben.
Als Grundernährung hat sich bei den von uns gehaltenen Weichfressern eine Mischung aus hartgekochtem Ei, Topfen, Zwiebackmehl, Insektenfertigfutter (zur Zeit Aleckwa delikat), gemahlene Eierschalen, Nekton S sowie Nekton MSA bewährt (Tabelle 1 GWINNER et al. 1988).
Tabelle 1
Weichfutterherstellung:
Eifutter
- - 2 Eier etwa 10 Minuten kochen. Erkaltete Eier mahlen.
- - 80 Gramm Zwiebackmehl.
- - Eierschalen im Ofen kurz backen (~10 Min.), dann mahlen.
- - Etwas Vitamine, Mineralien (z.B. Korvimin, Euravit).
Topfen:
- - 1kg Naturjoghurt im Topf solange kochen bis Klümpchen entstehen und der Schaum verschwunden ist. Alles durch ein Sieb mit Tuch gießen. Den festen Teil im Tuch wässern, dann pressen (mit der Hand oder in einer Schleuder).
- Zum Eifutter und Quark noch 100-200g getrocknete Insekten (Fertigmischung z.B. Aleckwa Delikat) geben und alles gut mischen bis eine feucht-krümmelige Masse entsteht. Bei kleinerem Vogelbestand kann die Mischung portionsweise eingefroren werden.
Die Mischung lässt sich sehr gut einfrieren, so dass es sich anbietet, gleich eine größere Menge an Eiern und Joghurt zu kochen. Wer nur Vögel hält, die ohnehin das gleiche Grundfutter bekommen, kann die fertige Mischung einfrieren. Wer jedoch eine breitere Vogelpalette sein Eigen nennt, ist vielleicht besser beraten, eine andere Methode zu verwenden, nämlich die einzelnen Komponenten getrennt einzufrieren. So kann das Mischungsverhältnis zum Beispiel bei empfindlichen Arten oder während der Jungenaufzucht zu Gunsten des Topfens verschoben werden.
Vögel, die Weichfutter anfangs ablehnen, lassen sich meist relativ schnell an Topfenpellets gewöhnen. Dazu wird die ausgedrückte Joghurtmasse durch eine Kartoffel/Nudelpresse gedrückt, so dass kleine ameisenpuppenähnliche Pellets entstehen, die sich wunderbar einfrieren lassen und die im Gegensatz zum eingefrorenen „Topfenblock“ auch gut portionsweise zu entnehmen sind. In der Regel wird dieses Futter sehr gerne angenommen. Für viele Vogelarten scheint häufig die Form oder die Art und Weise des Anbietens wichtig zu sein, so dass man es zumindest anfangs mit Ameisenpuppen oder gefrosteten Pinkies etc. mischen sollte. Die „Pellets“ werden durch die feste insektenähnliche Form häufig eher angenommen, als wenn der Topfen lediglich zerkrümmelt im Weichfutter zu finden ist. Werden die gefrorenen Pellets unter das übrige Weichfutter gemischt, beginnen die Vögel meist binnen kurzer Zeit, auch das restliche Weichfutter zu verzehren.
Da vor allem viele Grasmücken nach Beendigung der Brutzeit im Freiland ihren Speiseplan häufig um Obst in Form von Beeren, aber auch um Nektar und Pollen erweitern, sollte während dieser Jahreszeit neben Holunderbeeren auch Trockennektar (aus der Lorihaltung) angeboten werden. Diesem Nektarersatz wird in der Regel sehr gut zugesprochen. So warten sowohl Garten- als auch Samtkopfgrasmücke bei uns schon vorne am Gitter, wenn die Näpfe einmal wöchentlich neu gefüllt werden. Die Herstellung dieses energiereichen Futters ist recht einfach (Tabelle 2) und gemahlen kann die Mischung ohne Schwierigkeiten mehrere Wochen, in der Tiefkühltruhe auch mehrere Monate, bedenkenlos aufbewahrt werden. Pollen kann inzwischen relativ preisgünstig bei verschiedenen Händlern bezogen werden. Ansonsten sind Loriliebhaber sicherlich gute Ansprechpartner, da Blütenpollen bei der Loriernährung eine der Grundsubstanzen ist.
Tabelle 2.
Trockennektarherstellung:
- - 1000 Gramm Pollen in einer Schlagmühle möglichst fein mahlen (dazu den Pollen am Besten einfrieren, dann klebt er nicht so stark und lässt sich besser malen).
- 2,5 kg Traubenzucker
- 250g Nekton Tonic K
- 500 g Fertigeifutter (mahlen) oder Zwiebackmehl
- 5 Eßlöffel getrocknete inaktivierte pulverisierte Bierhefe
- 5 g Euravit (oder ein anderes Vitaminpräparat)
- 5 Teelöffel Nekton MSA (oder ähnliches Kalzium D3 Präparat)
Alles miteinander gut vermischen.
Selbstverständlich entbindet auch eine gute Weichfuttermischung den Liebhaber nicht davon, reichlich Insekten anzubieten. Bei uns kommen während der Aufzucht vor allem Heimchen, frisch gehäutete Mehlwürmer, gefrostete Pinkies und Ameisenpuppen (bevorzugt Wiesenameise) sowie Buffalos zum Einsatz. Manche Arten erhalten daneben noch frische Drohnenmaden, die sie selbst aus der Wabe ziehen. Wer daneben noch selbst gesammeltes Wiesenplakton verfüttert, verfügt in der Regel schon über ein ausgewogenes Ernährungsangebot, mit dem sich auch empfindliche Arten großziehen lassen. Wichtig ist neben dem eigentlichen Futter auch die Art der Darreichung. Bei den meisten Insektenfressern ist es mit einer einmaligen Fütterung im großen Futternapf nicht getan. Meist ist die Ration an Insekten dann schon in den ersten Stunden verzehrt und was eigentlich für die Nestlinge als Start ins Leben gedacht war, verleiht jetzt den Altvögel so viel überschüssige Energie, dass sie prompt mit einer neuen Brut beginnen und die Nestlinge vernachlässigen.
Bewährt haben sich bei uns vor allem zwei Methoden, um dieses Vielbrüten zu verhindern. Zum einen eine über den Tag verteilte mehrmalige Fütterung (im Abstand von etwa 1,5-2 Stunden), zum Anderen das Anbieten von Lebendfutter in großen Schüsseln oder auch kleinen Aquarien, die mit etwas Laub oder losem Substrat gefüllt sind. Die Insekten können sich in dem Substrat verstecken so dass die Vögel gezwungen sind nach dem Futter zu suchen. Auf diese Art und Weise ist sowohl für Beschäftigung als auch für einen höheren Energieverbrauch der Elterntiere gesorgt und der Gedanke an eine Folgebrut erwacht meist erst, wenn die Jungvögel groß sind.
Was aber, wenn alles nichts hilft und die Vögel ihre Jungen immer und immer wieder aus dem Nest werfen und auch kein Partnertausch zu arrangieren ist? Ist eine Handaufzucht eine Alternative oder sind solche Handaufzuchten generell nicht zur Weiterzucht geeignet? Dazu ist zu sagen, dass Handaufzuchten natürlich nicht generell zur Weiterzucht ungeeignet sind, aber sicherlich läuft etwas in der Haltung schief, wenn man gezwungen ist, die Jungen von Hand groß zu ziehen. Handaufzuchten können sich aber sehr wohl zu vollwertigen Brutvögeln entwickeln. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes haben wir z.B. viele Samtkopfgrasmückennestlinge von Hand aufgezogen und diese haben später erfolgreich gebrütet. Rosenstare, die von Hand aufgezogen wurden, haben sich in diesem Jahr als äußerst fruchtbare und gute Eltern erwiesen. Wichtig ist auch bei der Handaufzucht, auf die Ernährung der Nestlinge zu achten. Wer dazu lediglich Mehlwürmer verwendet, wird entweder keinen Erfolg haben oder die Jungvögel tragen bleibende Schäden davon, die unter Umständen dazu führen, dass sie später nicht in der Lage sind, sich selbst weiter zu vermehren.
Bei Arten, wie z.B. Grasmücken die ihre Nahrung überwiegend durch Abklauben ihrer Nahrung (Kleinstinsekten) von Blättern sammeln haben wir bei der Handaufzucht der wenn möglich auf Wiesenplankton oder Klopfbeute zurückgegriffen. Da dieses jedoch nie in ausreichender Menge gesammelt werden kann, wurden zusätzlich noch frisch gehäutete und zerkleinerte Mehlwürmer, kleine Heimchen (Beine und Kopf entfernt) und eine Mischung aus Topfen, zerkleinertem Eiweiß, feinst gemahlenem Insektenfutter sowie pulverisiertem Cichlidenfutter (Fischfutter mit hohem Proteinanteil) verfüttert. Die Mischung ist relativ flüssig zu verfüttern, da die Nestlinge sonst Probleme beim Schlucken haben. Bei Verdauungsstörungen haben sich Falter, bei denen wir die Flügel entfernt haben, (Achtung viele Arten sind geschützt) sehr gut bewährt. Die staubigen Schuppen scheinen bei den Vögeln (hilft auch bei Adulten ) eine ähnliche aber weit bessere Wirkung zu haben als Kohle oder Heilerde. Bei besonders hartnäckigen Fällen lohnt es die Flügel zu zerkleinern und unter die Aufzuchtfuttermischung zu mischen. Die Fütterungsintervalle können von Art zu Art variieren. Ein guter Anhaltspunkt bei fünf Tage alten Nestlingen von Samtkopf- und Gartengrasmücke war eine dreiviertel bis eine Stunde. Sind die Vögel noch jünger, ist das Intervall zu verkürzen. Kurz vor dem Ausfliegen durchlaufen die Nestlinge eine Phase, in dem sie einem das Leben als Vogelmutter/vater nicht gerade einfach machen. Alles andere scheint wichtiger als die Fütterung. Die Jungen hüpfen schon mal aus dem Nest und untersuchen die Umgebung oder sind damit beschäftigt, das Gefieder zu pflegen. In diesem Fall hilft manchmal nur Warten, bis der Hunger größer als das Interesse an anderen Aktivitäten wird. Bei der Handaufzucht ist unbedingt drauf zu achten, dass die Jungen nicht unterkühlen. Bewährt haben sich Wärmematten aus dem Gärtnereibedarf, die dort zum Beispiel bei der Aufzucht von Orchideen verwendet werden.
Nach dem Ausfliegen hat es sich bewährt, den Vögeln die Nahrung von einem Napf im Käfig aus zu reichen, der stets mit Futter gefüllt sein sollte. Schon nach wenigen Tagen machen es die kleinen Knirpse der Pinzette nach und versuchen selbst, die ersten Heimchen zu erlegen oder picken am Weichfutter (zu diesem Zeitpunkt ist eine normale Weichfuttermischung im Napf). Wenige Tage später sind die Kleinen selbständig. Die Handaufzucht sollte jedoch immer nur die letzte Notlösung sein, schließlich ist eine gelungene Naturbrut immer noch das Ziel, das es zu Erreichen gilt.
Literatur.
Bednekoff, P.A., R.P. Balda, A.C. Kamil und A.G. Hile, 1997: Long-term memory in four seed-caching corvid species. Animal Behaviour 53: 335-341.
Farner, D.S., und E. Gwinner, 1980: Photoperiodicity, circannual and reproductive cycles. In: Avian Endocrinology. Epple, A. & Stetson, M.H. (eds.). New York, 331-366
Gwinner, E., H. Schwabl and I. Schwabl-Benzinger. 1988. Effects of food-deprivation on migratory restlessness and diurnal activity in the garden warbler Sylvia borin. Oecologia 77: 321-326.
Gwinner, E. und A. Scheuerlein, 1998: Seasonal changes in day-light intensity as a potential zeitgeber of circannual rhythms in equatorial Stonechats. Journal für Ornithologie 139: 407-412
Scheuerlein, A. und E. Gwinner, 2002: Is food availability a circannual Zeitgeber in tropical birds? A field experiment on Stonechats in tropical Africa. Journal of Biological Rhythms, 17 (2): 171-180.
Sherry, D.F., 1989: Food storing in the Paridae. Wilson Bulletin 101 (2): 289-304.
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