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Lauchgrüne Pa

 

blattner3

 

 

Zuerst erschienen in der Gefiederten Welt
gefwelt


Lauchgrüne Papageiamadine   (Autoren Gerhard Hofmann, & Karl-Heinz Wörz)

Erythrura prasina (SPARRMANN, 1788)

 

 



Gibt es das einheitliche Schönheitsideal? - Eine Frage die nicht nur Soziologen und Verhaltensforscher immer wieder gern beantworten würden. Auch dem enthusiastischsten Vogelliebhaber kommen so seine Zweifel, wenn selbst so farbenprächtige Vogelarten wie Gouldamadinen nicht auf einhellige Begeisterung stoßen. Doch unter den ohnehin meist sehr attraktiven Prachtfinkenarten gibt es zumindest eine, die wohl mit am meisten Stimmen für sich verbuchen kann und somit zumindest dem Schönheitsideal unter Prachtfinkenliebhabern recht nah kommt – die Lauchgrüne Papageiamadine. Es ist noch gar nicht so lange her, als jedes Jahr Unmengen dieser Vogelart ihre Reise aus ihren Ursprungsländern (meist aus Indonesien) ins Ungewisse oder YT6I0574-001sollte man besser sagen, ins sichere Verderben, antraten

Schon RUß besaß 1877 ein Paar, das auch -  wie fast bis in die heutige Zeit üblich erfolglos - brütete, doch ist die Art mit Sicherheit sogar schon vor 1877 vereinzelt gehalten worden. Die ersten größeren Transporte gelangten durch den Großhändler ABRAHAMS 1878 nach London (NICOLAI et al. 2001). Schon  kurze Zeit später war die Art dann auch in Mitteleuropa regelmäßig im Handel. Bis zum ersten Weltkrieg gehörte sie zu den am häufigsten importierten asiatischen Prachtfinken und erschien danach im Jahr 1924 und nach dem zweiten Weltkrieg 1951 wieder auf dem Vogelmarkt. Bis zur Jahrtausendwende wurde sie oft regelmäßig, teilweise sogar in immens großer Anzahl angeboten. Unter Züchtern erlangte die Art nie die Beliebtheit wie andere Papageiamadinen, kein Wunder vereinigte sie doch zwei Eigenschaften in sich: Zum Einen war und ist die Art nicht einfach zu züchten, zum Anderen gehörte sie zu den Billigvögeln, die in Massen und nicht selten in schlechtem gesundheitlichen Zustand nach Europa gelangten. Schlechten Erfahrungen mit dieser Art ziehen sich wie ein roter Faden durch die Fachliteratur. Oft war den Vögeln in Liebhaberhand nur ein kurzes Leben vergönnt und nur selten gelang auch mal die Zucht dieser Gefiederten Juwelen. Erfolgreiche Züchter konnten auch die andere Seite der Medaille betrachten und genießen. Die Lauchgrüne Papageiamadine ist eine hochsoziale Vogelart, die ob ihrer Eleganz und Farbenpracht nur schwerlich zu übertreffen ist und die sich zudem durch ein lebhaftes und friedliches Verhalten auszeichnet.
Die Wissenslücken betreffen jedoch nicht nur das Verhalten dieser Art in unserer Obhut, auch über die Ökologie und das Verhalten der Vögel im Freiland ist nur wenig bekannt. Über ihre Lebensweise berichten NICOLAI et al. 2001, dass diese noch weitgehend unbekannt ist sowie, dass sie meist in mäßiger Höhenlage, aufwärts im Gebirge bis etwa 1300 m vorkommt. Außerdem findet sich dort der Hinweis , dass „die Art sehr sporadisch verbreitet ist und meist in kleineren oder größeren Flügen in reifenden Reisfeldern zu beobachten ist.“ Auch was deren Ernährungsweise anbetrifft, klaffen noch große Wissenslücken. Zwar scheint Reis zu manchen Zeiten die Hauptnahrung darzustellen, doch sollen sie sich ebenso von Gras- und Bambussamen und wohl auch anderen kleineYT6I0627-001n Sämereien ernähren. Der Lebensraum sind Urwaldränder und Bambusdickichte, in die sich aus Reisfeldern aufgescheuchte Vögel zurückziehen. Nester wurden am Waldrand im Gebüsch oder zwischen epiphytischen Pflanzen auf Bäumen, auch in Bambusbeständen gefunden. Dabei variiert der Standort – ähnlich wie bei Volierenbruten- beträchtlich und kann von bodennah bis zu 20 m über dem Erdboden reichen.  Das Nest ist meist ein rundlicher Bau mit großer, seitlicher Einflugöffnung ist und freistehend errichtet wird. Es wirkt auf unser Auge etwas unordentlich und wird aus Würzelchen, Fasern oder ähnlichen Materialien, die die Unterlage bilden, und dürren Blättern gebaut. Eine Auspolsterung mit weicheren Stoffen konnte nicht nachgewiesen werden (NICOLAI et al. 2001). Die Gelegegröße bewegt sich mit 4 - 6 Eiern im Rahmen des für Prachtfinken Üblichen. Die Brut (auf Java) fällt in der Regenzeit im Februar und November.
Verbreitet sind Lauchgrüne Papageiamadinen in  Hinterindien in Nordwest- und West Laos, in Nord-Thailand und von Süd-Tenasserim (wo sie aber vielleicht nur anzutreffen sind, wenn der Reis reift) bis Malaysia, Sumatra, Java und Borneo. Doch ist auch über die Verbreitung sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. So gilt die Art als lokal und vielerorts selten (wogegen aber zumindest teilweise die früher enormen Einfuhrzahlen sprechen), evtl. wird die Art auf Grund ihrer versteckten Lebensweise auch häufig übersehen.
Von den beiden Unterarten ist, zumindest in jüngster Zeit, lediglich die Nominatform  Erythrura prasina prasina und diese wohl meist aus Indonesien zu uns gelangt. Während die noch etwas farbenprächtigere zweite Unterart aus Borneo E. p. coelica so gut wie nie nach Europa gelangte; zumindest erwiesen sich alle als solche angebotenen Vögel, die die Autoren in Augenschein nehmen konnten, als Angehörige der Nominatform. Dagegen befanden sich unter den Importvögel regelmäßig Gelbbäuchigen Lauchgrüne Papageiamadinen, eine nicht seltene Mutante dieser Art, bei der die Vögel keine roten Carotinoide mehr bilden und YT6I9148die rezessiv vererbt. Soweit also zur Historie und dem Freileben dieser Art.
Wie ist die Situation heute, wie sind die Zukunftsaussichten dieser Art, jetzt da keine Importe mehr zu erwarten sind?
Die Antwort ist, seit einer der Faktoren für die Unbeliebtheit bei Züchtern, nämlich das Überangebot an Importvögeln weggefallen ist, gar nicht mal so schlecht. Auf den Umstand, dass der niedrige Preis bei verhältnismäßig hohem Aufwand das größte Hindernis für eine Etablierung dieser Art in unseren Volieren war, hat HILLER (1998) hingewiesen. Sicherlich ein weiterer Vorteil ist, dass bei allen jetzt angebotenen Lauchgrünen Papageiamadinen eine der größten Schwierigkeiten wegfällt  - die Eingewöhnung.  Bis in die jüngste Zeit wurden die Wildfänge nach ihrem Fang und teilweise auch noch beim Importeur überwiegend mit hartem, getrocknetem Paddy Reis gefüttert. Kein Wunder, dass viele Vögel schon bei der Ankunft in Europa an Vitaminmangel und Darmstörungen litten. Oft erwies es sich als schwierig, sie auf andere Nahrung umzustellen. MAYER (1994) empfiehlt in verstärktem Maß geschälten Hafer zu reichen, FRANKE (1974) und KNÖCKEL (1979) hingegen gaben gekeimtem Paddyreis den Vorzug. SCHRÖPFER (1986) empfiehlt ebenfalls leicht verdauliche Saaten zu verfüttern und verweist zu Recht auf halbreifes, in den Ähren stehendes Getreide wie Weizen, Gerste, Hafer und Kolbenhirse. Erfahrungsgemäß nehmen die Vögel nach kurzer Zeit auch Glanz und Kolbenhirse zu sich, die übliche Hirsemischung wird unter Umständen erst nach längerer Zeit beachtet. Desweiteren waren bei der Eingewöhnung Vitamingaben notwendig, in besonderem Maß die Vitamine B und D. Durch diese konnten bei NICOLAI (1954) fast völlig gelähmte Tiere wieder geheilt werden. Nahezu alle Autoren waren sich einig, dass einmal geschädigt, eine vollkommene Genesung nur schwer und in vielen Fällen überhaupt nicht mehr zu erreichen war.
Schon allein auf Grund ihres Bewegungsdrangs eignen sich Lauchgrüne Papageiamadinen nicht für eine Haltung im Käfig, sondern sollten in geräumigen, gut strukturierten Volieren untergebracht werden. Stimmt dann noch dazu die Ernährung und die Umgebungstemperatur ist zumindest der erste Grundstein für eine erfolgreiche Haltung und Zucht gelegt. Diese wichtigen Grundvoraussetzungen erfüllten auch die Pioniere bei der Zucht dieser Art (HILLER 1998, KNÖCKEL 1981,1981; MAIJER 1982, 1990; SCHRÖPFER 1986), auf deren publizierten und mündlich überlieferten Erfahrungen K.H. WÖRZ die Haltung und Fütterung seiner Lauchgrünen Papageiamadinen aufbauen konnte. In schwäbischer Tüftlermanier wurde die Futterrezeptur und Nistkastenheizung auf die eigenen Haltungsbedingungen abgestimmt und die Lauchgrüne YT6I0567-001Papageiamadine wandelte sich Schritt für Schritt vom heiklen Pflegling zum durchaus gut züchtbaren und relativ unkomplizierten Pflegling. Heute ist Römerstein auf der Schwäbischen Alb so etwas wie der Pilgerort für Liebhaber dieser Vogelart – allein 78 Jungvögel in 2007, die teilweise auf eine Ahnengalerie von 5 in Liebhaberhand geborenen Vorfahren zurückblicken können, ohne dabei wie in manchen Nachbarländern auf Japanische Mövchen als Zieheltern zurückgreifen zu müssen, ist eine Leistung, die nicht unerheblich zum Erhalt dieser Vögel in Liebhaberhand beiträgt.
Nun wollen wir den Prachtfinkenfreund unter den Lesern nicht länger auf die Folter spannen  und uns um die Zutaten für diesen beispielhaften Erfolg kümmern.
K.H. WÖRZ hält seine Lauchgrünen Papageiamadinen wie die vorher erwähnten Autoren sowohl zur Zucht als auch zur Ruhezeit ausnahmslos im Schwarm. SCHRÖPFER (1986) schreibt dazu “…Die Lauchgrüne Papageiamadine ist ein typischer Schwarmvogel. Dem muß durch entsprechende Unterbringung Rechnung getragen werden…“. Dazu KNÖCKEL (1979) “…Die Haltung im Schwarm ist sogar mit eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Gelingen der Zucht…“. Die Paarbindung bei der Lauchgrünen Papageiamadine scheint dagegen nur relativ lose zu sein, vielfach wechseln die Vögel den Partner nach (KNÖCKEL 1979) oder sogar während der Brut (HOFMANN). Daß ein Zuchtschwarm durchaus nicht aus gleich vielen Männchen  wie Weibchen  bestehen muß, beschrieb schon MAIJER (1988), der mit einem Überhang von Weibchen sehr gute Erfahrungen machte. Teilweise waren bei seinen Vögeln das eigentliche Paar plus ein Weibchen  an der Jungenaufzucht beteiligt. Ähnlich verhält es sich auch bei WÖRZ, der im Regelfall drei Paare in seinen2 x 0,8 x 2,3m (LxBxH) großen Volieren hält und ebenfalls gelegentlich Zuchtschwärme mit einem Überhang an YT6I9159Weibchen zur Zucht ansetzt. Neben den gut strukturierten Volieren, die in einen Nist-, Flug- und Futterbereich unterteilt sind, hält er ganzjährig eine Temperatur von 20-22°C bei einer Luftfeuchtigkeit von 60-65% bei seinen Vögeln. Die Lichtzeiten unterliegen nur einer geringen Variation und erstrecken sich von 5Uhr30 morgens bis etwa 21 Uhr abends. In der Regel werden die Lauchgrünen Papageiamadinen während der Brutzeit separat gehalten, so dass lediglich die kleinen Zuchtgruppen dieser Art seine Volieren bevölkern.
Im Allgemeinen sind Lauchgrüne Papageiamadinen gegenüber anderen Prachtfinken sehr verträglich, selbst mit Artgenossen gibt es nur unbedeutende Streitigkeiten (KNÖCKEL 1979, MAIJER 1982, MAYER 1994). Die Gemeinschaftshaltung sowohl mit Artgenossen als auch mit anderen Prachtfinken bringt vor allem den entscheidenden Vorteil, daß die Tiere sich stets gegenseitig zur Bewegung anregen und die Neigung zur Trägheit besser überwunden wird. Außerdem können andere Prachtfinken (MAIJER (1982, 1990 hatte diesbezüglich mit Rotköpfigen Papageiamadinen gute Erfahrungen) auch zur Aufnahme neuer Futtersorten anregen, was bei der sehr konservativen Futterauswahl dieser Art ein weiterer Vorteil sein kann. Da Lauchgrüne bei WÖRZ jedoch recht kalorienreich ernährt werden und dieses Futter längst nicht für jede Prachtfinkenart geeignet ist, sei jedem angeraten, vor allem die Gewichtszunahme der etwaigen Mitbewohner genau zu kontrollieren. Lauchgrüne Papageiamadinen verfetten so gut wie nie, andere Prachtfinkenarten allerdings schon, vor allem bei einem Futterangebot, das für einen schlechten Futterverwerter wie die Lauchgrüne Papageiamadine ausgelegt ist.
Da wir nun schon einmal bei der Ernährung gelandet sind, wollen wir uns die jeweiligen Ernährungspläne genauer ansehen. Bei WÖRZ erhalten die Vögel als Grundfutter das Papageiamadinen -I- Spezial der Fa. Blattner, daneben eine Mischung aus Glanz, Japan- und Silberhirse. Diese Mischung wird zur Brutzeit auch gekeimt gereicht und zwar 300ml Keimfutter  (noch feucht) vermischt  mit 200 ml Gartentorf (ungedüngt), 1 Teelöffel Bierhefe,1/2 Teelöffel Nekton MSA, 1/2 Teelöffel sowie 3 gehäufte Teelöffel Kräutermischung (Kerbel,Tymian,Salbei,Oregano,Majoran zu gleichen Teilen gemischt.)
Heilerde. Als ganzjähriges Keimfutter werden Paddyreis und Nackthafer angeboten, als Grünfutter dienen Vogelmiere und Salat, der in Schalen angezogen wird, bis er ca. 3cm hoch ist._MG_3310-1



 Zweimal pro Woche wird das Keimfutter mit einer Mischung aus Bierhefe (Blattner) und Traubenzucker bestreut, einmal pro Woche wird Nekton S in der angegebenen Dosierung übers Trinkwasser verabreicht. Perlmuschelgrit und Sand steheIMG_0099n den Vögeln ebenso wie Badewasser ständig zur Verfügung. Als Vorbereitung zur Brutzeit wird die Temperatur auf 24-25°C erhöht und der Speiseplan wird um halbreife Silberhirse erweitert.
Zur eigentlichen Brutzeit wir das Futterangebot neben der halbreifen Hirse vor allem mit reichlich halbreifem Weizen erweitert. Zusätzlich werden Keimfutter (Amadinen-Spezial der Fa. Blattner), sowie gefrostete Buffalowürmer offeriert. Um die Proteinzufuhr während der Jungenaufzucht zu gewähren, haben die Vögel Zugang zu Aufzuchtfutter (Prachtfinken-Animal Köln Porz) sowie Nekton Tonic K, beidem wird recht gut zugesprochen.
Bei KARL (1964) fütterten die Eltern ihre Jungen besonders gern mit Einjährigem Rispengras (Poa annua) und Borstenhirse (Setaria viridis). Alle Autoren betonen, dass für die Aufzucht von Jungen Grünfutter und halbreife Sämereien besonders wichtig sind. Ebenso besteht Einvernehmen, dass die Versorgung mit Lebendfutter nicht einfach ist. Selbst frische Ameisenpuppen und Mehlwürmer werden oftmals verschmäht. Eifutter, Enchyträen, Weichfutter und anderIMG_0094e Ersatzfutterarten rühren die meisten Paare nicht an. Wichtiger als bei anderen Prachtfinken scheint die Form des Futters zu sein, je größer die Ähnlichkeit mit Reis, desto eher wird das Futter angenommen. KNÖCKEL (1979) und SCHRÖPFER (1986) hatten gute Erfahrungen mit Ameisenpuppen, wobei letzterer zusätzlich die halbreife Kolbenhirse einmal wöchentlich mit einer Mischung aus Milchpulver (besser wäre es heute vermutlich ein Produkt wie Nekton Tonik K zu verwenden, da Vögel nicht in der Lage sind, Milchzucker aufzuschließen und so die Leber unnötig belastet wird)  und einem Mineralstoffgemisch paniert. MAIJER (1988) verfütterte mit Erfolg eine Mischung aus Eifutter und gekeimten Sämereien, HILLAR (mndl) gewöhnte seine Lauchgrünen Papageiamadinen an Pinkies, WÖRZ  verfüttert Ei- und Weichfutter, Pinkies, Ameisenpuppen (wenn verfügbar) sowie Nekton Tonic-K nebst dem mit Bierhefe angereicherten Keimfutter. Die Aufnahme proteinhaltiger Nahrung scheint für die Aufzucht außerordentlich wichtig zu seiRaw00003n, da Nachzuchtvögel der Lauchgrünen Papageiamadine nicht selten kleiner als Wildvögel sind. Vergleicht man Nestlinge der Lauchgrünen Papageiamadine, die von Dreifarbigen Papageiamadinen (mit Lebendfutter) aufgezogen wurden, mit Jungvögeln, die von den eigenen Eltern (vegetarisch) großgezogen wurden, so wachsen die von Ammen aufgezogenen Jungvögel wesentlich schneller und erreichen spätestens im Alter von einem Jahr die Maße der leiblichen Eltern. Die vegetarisch ernährten Jungvögel bleiben dagegen eindeutig im Wachstum zurück. KNÖCKEL (1981) weist auf fehlende Fertilität bei weiblichen Nachzuchtvögeln hin, ebenfalls ein Hinweis auf Ernährungsdefizite während der Aufzucht. Wie weit die Anpassung an die Form des Futters geht, zeigten Versuche mit Dreifarbigen Papageiamadinen als Ammen. Selbst die jungen Lauchgrünen Papageiamadinen, die von den Ammen aufgezogen wurden und nie vorher Reis und Hafer gesehen hatten, bevorzugten später im Wahlversuch sofort diese beiden Sämereien (HOFMANN 1991).
Neben der Ernährung ist natürlich die richtige Unterbringung ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Dabei sind Lauchgrüne Papageiamadinen wie schon Eingangs erwähnt für ein
e Käfighaltung denkbar ungeeignet. Die ideale Unterbringungsmöglichkeit ist eine möglichst große und gut bepflanzte Voliere, in der die Vögel sowohl im dichten Gebüsch umherklettern als auch eine größere Strecke im Flug zurücklegen können. Die Art zeichnet sich durch starkes Krallenwachstum aus. Schilf, in dem die Vögel eifrig umherklettern, hilft das Wachstum in Grenzen zu halten, doch wird man nicht umhin kommen, die Krallen in regelmäßigem Abstand zu schneiden, um ein Hängenbleiben zu verhindern. Das Badebedürfnis der Vögel ist ausgesprochen groß und es sollten daher immer genügend Bademöglichkeiten zur Verfügung stehen. Als Bewohner tropischer Regenwälder mit ganzjährig nahRaw00002ezu gleichmäßig hohen Temperaturen sind Lauchgrüne Papageiamadinen gegenüber Kälte sehr empfindlich. Sie müssen daher bei Temperaturen von mindestens 20-22°C gehalten werden. Zur Brutzeit - namentlich wenn Junge im Nest sind, die nicht mehr gehudert werden oder wenn die Jungen gerade ausgeflogen sind und schon auf Zweigen übernachten - darf das Thermometer sogar niemals unter 25°C sinken, Verluste sind sonst nicht zu vermeiden.
 Die Erstzucht der Lauchgrünen Papageiamadine gelang in den 1880er Jahren BARGHEER in England. In Deutschland wurde die Art von HAUTH einige Jahre später zum ersten Mal gezüchtet. Seither ist die Zucht immer wieder gelungen, doch bis auf wenige Ausnahmen (z.B. HILLER, KNÖCKEL, MAIJER, SCHRÖPFER u.a.) fehlten schlicht dRaw00006ie Voraussetzungen hinsichtlich der Unterbringung und Ernährung. Häufig begannen die Vögel zwar mit der Balz und mit dem Nestbau und bis zum Schlupf schien alles wunderbar zu klappen, doch selten stellte sich ein kompletter Erfolg ein und die Jungvögel starben schon nach wenigen Tagen, wenn die Eltern nach ca. 7 Tagen nachts nicht mehr huderten oder schon vorher, wenn das Futter ungeeignet war.



Im Gegensatz zu früheren Erfahrungen ist es nicht schwierig, die Vögel zu synchronisieren, was eine wichtige Vorraussetzung für eine erfolgreiche Zucht ist. Lauchgrüne Papageiamadinen reagieren nämlich auf große Veränderung mit einer Vollmauser, sei es eine Futterumstellung (RIEDEL in KNÖCKEL 1981), Klimawechsel oder eine Ortsveränderung. In Anbetracht dieser Tatsache erscheint auch die bisher nur in Menschenobhut beobachtete regelmäßige zweimalige Mauser (VOIGT 1929, WAGNER 1933, SIROKI 1979 ) der Lauchgrünen Papageiamadine fraglich. Eventuell beruht sie lediglich auf Änderungen in den Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Genaues Beobachten kann hier dazu beitragen, diese Frage zu klären. Eine zweimalige Vollmauser wäre bei Prachtfinken eher ungewöhnlich. WÖRZ konnte bei seinen Vögeln keine zweite Vollmauser beobachten.
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Lauchgrüne Papageiamadinen unterscheiden sich nicht nur in ihrem Aussehen von den meisten anderen Papageiamadinen, sie verfügen im Gegensatz zu den meisten ihrer Verwandten auch noch über eine echte Halmbalz. Dabei hält das Männchen ein Blatt oder einen Grashalm im Schnabel und macht nach Art vieler Astrilde mit schräg nach oben gerichtetem Schnabel Aufwärtsbewegungen, indem es die Laufgelenke abwechselnd beugt und streckt. Nähert sich daraufhin das Weibchen, so lässt das Männchen den Halm fallen und singt nunmehr die Partnerin an, wobei es Hals und Kopf bis über den Vorderrücken des Weibchens vorstreckt und den Schwanz seitlich in Richtung auf das Weibchen dreht. Die Kopulation erfolgt wie bei den meisten Papageiamadinen im Nest (NICOLAI et al 2001).
Lauchgrüne Papageiamadinen bauen ihre Nester gern in dichtes Gebüsch, häufig werden auch Nisthilfen wie halboffene Nistkästen akzeptiert (KNÖCKEL 1979, MAIJER 1988, MAYER 1994). WÖRZ bietet seinen Vögeln eine Nisthilfe (siehe Photo) an. YT6I0007Bevorzugt werden in jedem Fall Standorte, die genügend Deckung aufweisen. Die Nesthöhe ist sehr unterschiedlich. Manche Nester werden dicht unter dem Volierendach in 2,50 m bis 3 m Höhe angelegt, andere dagegen befinden sich im Gras oder Gestrüpp nur wenige cm über dem Erdboden. Das Nest ist dickwandig und relativ massig und besitzt nur ein kleines, oben überdachtes Einschlupfloch. Als Baumaterial werden Kokosfasern, Sisalhanf, Bast, schmale Blätter und weiche, biegsame Grashalme verwendet. Eine eigentliche Polsterung fehlt, doch werden mitunter Moos und andere weiche Baustoffe in die Mulde und die Seitenwände eingebaut. Der Nestbau kann sehr schnell erfolgen und innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen sein. Wie bei Papageiamadinen üblich wird Nistmaterial gebündelt vom Männchen eingetragen und vom Weibchen verbaut.
Lauchgrüne Papageiamadinen sind keine Nestschläfer. Das Männchen übernachtet ganzjährig auf Zweigen, das Weibchen bleibt nur nach der Eiablage für jeweils etwa 3 Wochen nachts im Nest, wenn das Gelege bebrütet wird oder die Nestlinge in den ersten Lebenstagen noch gehudert werden. Vor allem die kurze Huderzeit ist für viele misslungene Bruten verantwortlich. Sinkt die Temperatur unter 24/25° C, sind die Jungen unweigerlich zum Tod verurteilt. Die noch nackten Nestlinge sind nicht in der Lage, ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten und sterben letztlich an Unterkühlung. Das traurige Resultat sind Jungvögel mit vollem Kropf, die sich am nächsten Morgen in den Nestern finden. Entweder hat der Züchter für eine Raumtemperatur von 25-26° C während der Brut zu sorgen oder er weicht auf beheizte Nistgelegenheiten aus. Geeignet ist alles, was von den Vögeln angenommen wird. So gibt es gute Erfahrungen mit Heizmatten, die für die Orchideenaufzucht verwendet werden, oder auch Heizmatten aus dem Elekronikhandel. WÖRZ verwendet  Heizmatten der Fa. Conrad Elektronik, weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass beim Eigenbau unbedingt ein Fachmann konsultiert werden sollte - zu schnell entwickelt sich sonst Stauhitze und Vogelnester aus trockenem Gras und Kokosfasern sind eine ideale Zusammensetzung für die Entfachung eines Brands.
Die frühere Angabe, daß die Gelegegröße kleiner ist als bei der Mehrzahl der Prachtfinken und nur aus 2-5 Eiern besteht, muß wohl korrigiert werden. KNÖCKEL (1979) gibt als Durchschnitt 4,8 Eier pro Gelege an und auch andere Autoren (MAIJER 1990, MAYER 1994, WÖHRMANN 1995, WÖRZ) bestätigen die Gelegegröße von 4-6 Eiern. Die Brutdauer beträgt 12-14 Tage. Die Vögel brüten in der Regel sehr fest und nehmen auch Nestkontrollen nicht übel. Die frischgeschlüpften Jungen sind fleischfarben und völlig nackt. Sie werden von beiden Eltern sehr eifrig gefüttert, sofern das geeignete Aufzuchtfutter zur Verfügung steht. Bei WÖRZ verfüttern die Eltern vorwiegend halbreifen Weizen, gekeimten Paddyreis, die obige Keimfuttermischung die wenn Junge im Nest sind gegelegntlich noch mit Sojamehl und Babynahrung angereichert wird. Die Proteinversorgung wird durch Nekton ToniK, Eifutter, sowie Weichfutter Delikat Honig der Fa. Blattner sichergestellt.
Die Jungen verlassen  bei WÖRZ ziemlich genau mit 18-19 Tagen das Nest und damit etwas früher als in der Literatur angegeben. Dies mag zum einen daran liegen, dass
a)die Raumtemperatur adäquat ist und das Wachstum der Jungen nicht durch Kälteperioden unterbrochen wird,
b)der Nestbereich bei seinen Volieren dicht strukturiert ist, und die Jungen somit eine echte Ästlingsphase durchlaufen können,
c)die Ernährung und damit die Entwicklung der Jungvögel stimmt.
Auffällig ist, wie wenig strukturiert der Inhalt im Kropf der jungen Lauchgrünen ist (Vergleich siehe Fotos) Obwohl die Vögel bei WÖRZ genügend verschiedene Saaten zur Verfügung hatten, die sich im Kropf abzeichnen würden, scheinen die Vögel diese während der Jungenaufzucht nicht zu verfüttern. Die Bilder decken sich aber mit dem, was aus dem Freiland bekannt ist. Leicht verdauliche Nahrung wie halbreifer Weizen, gekeimter Paddyreis,… YT6I0572(s.O.) und Wärme scheinen neben der Schwarmhaltung der Schlüssel zum Erfolg zu sein - eine Tatsache, auf die auch schon SCHRÖPFER (1986) hingewiesen hatte.

In den ersten 1-2 Tagen nach dem Ausfliegen bewegen sich die Jungvögel noch viel im Geäst und sitzen oft eng aneinander geschmiegt im Gezweig. Doch mit 20 Tagen sind sie schon ähnlich flink und reizend schnell in der Luft unterwegs wie ihre Eltern. Die arttypische Individualdistanz entwickelt sich erst im Lauf der nächsten zwei Wochen. SCHRÖPFER (1986) weist darauf hin, daß junge Lauchgrüne Papageiamadinen ähnlich wie Dreifarbige-, Papua- und Rotköpfige Papageiamadinen kurz nach dem Ausfliegen ungewöhnlich „zahm“ sind. Sie lassen sich mit der Hand berühren oder u.U. sogar auf den Finger setzen. Dieses Verhalten ist gerade bei Papageiamadinen sehr weit verbreitet, ist aber auch bei anderen Gattungen anzutreffen, deren Nester in dichter Vegetation oder an Waldrändern zu finden sind. Vermutlich ist es für die Jungen strategisch sinnvoller, sich bei Annäherung von Feinden still zu verhalten, solange die Manövrierfähigkeit und die Ortskenntnisse noch nicht für eine Flucht ausreichen (HOFMANN 1988).
Bemerkenswert ist die Bettelstellung der ausgeflogenen Jungvögel. Sie drehen im Gegensatz zu den meisten Prachtfinken nicht den Hals, sondern strecken ihn nach Art anderer Singvögel nach vorn und zittern dabei mit den Flügeln (KARL 1964).
Knapp eine Woche nach dem Ausfliegen beginnen die Jungen mit der selbständigen Nahrungsaufnahme, und nach spätestens einer weiteren Woche werden sie von den Eltern nicht mehr gefüttert. Sie können allerdings auch danach ohne Bedenken bei den Eltern belassen werden, zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Jungvögeln kommt es dabei nicht. Die Jugendmauser beginnt im Alter von 6 Wochen und ist mit gut 3 Monaten abgeschlossen. Die Ansicht NEUNZIGS, daß Lauchgrüne Papageiamadinen zweimal mausern, bis sie das endgültige Alterskleid erreicht haben, trifft nicht zu. Für besonders Ungeduldige vielleicht von Nutzen ist, dass man die jungen Männchen schon beim Ausfliegen an den ganz leicht angedeuteten Schwanzspießen erkennen kann (siehe Foto; (WÖRZ).

Junge Lauchgrüne balzen außerordentlich früh; kaum können sie sich selbst ernähren, beginnen sie zu singen und anwesende weibliche Artgenossen anzubalzen. Gesang mit Zuhören, sonst vor allem von den Gattungen Lonchura (Nonnen) und Chloebia (Gouldamadine) bekannt, ist bei Lauchgrünen fast ebenso häufig zu beobachten. Mit weit gestrecktem Hals und möglichst dicht am Sänger wird dem Gesang der Erwachsenen gelauscht.
Noch ist das Jahr 2007 nicht zu Ende, noch sind einige Paare bei Karl-Heinz WÖRZ mit der Brut beschäftigt, aber schon heute steht für mich außer Frage, das seine Zuchterfolge von über 70 Jungvögeln in diesem Jahr die kleine Gemeinde Römerstein auf der Schwäbischen Alb  zu einem  Pilgerort für Vogelliebhaber dieser Art aufsteigen lässt. Es gibt kaum einen erfreulicheren Anblick, als einen Schwarm dieser farbenprächtigen Juwelen umringt von kleinen, fast ist man geneigt zu sagen, großmäuligen Jungvögeln, zu sehen.

 


Literatur:
HOFMANN, G. (1993): Prachtfinkenzucht: Lauchgrüne Papageiamadine. Voliere 16: 8-13

HILLER; E. (1998) Lauchgrüne Papageiamadine AZ-Nachr.

KARL, F. (1964): Lauchgrüne Papageiamadinen. Gef. Welt 88: 2-4

KNÖCKEL, H.(1981): Probleme bei der Haltung der Manila-Papageiamadine und der Zucht der Lauchgrüne Papageiamadine. Gef. Welt 105: 84

KNÖCKEL, H. (1981): Ergänzende Bemerkungen zur Haltung und Zucht der Lauchgrünen Papageiamadine. Gef. Welt 105: 92-93

KRAUS, K. (1965): Ein Beitrag zur Haltung der Lauchgrünen Papageiamadine. Gef. Welt 89: 88-89

LIMBERG, H. & K.T. SCHILD (1957): Zur Eingewöhnung von Lauchgrünen Papageiamadinen. Gef. Welt 81: 73-74

MAIJERR, P. (1988): Zuchterfahrungen mit Lauchgrünen Papageiamadinen. AZ-Nachr. 35: 128-130

MAIJERR, P.(1990): Zuchterfolge bei Lauchgrünen Papageiamadinen über mehrere Generationen. AZ-Nachr. 37: 321-325

MAYER, H. (1995): Erfahrungen mit der Lauchgrünen Papageiamadinen. Voliere 18: 274-277
NICOLAI, J.; STEINBACHER; J.; van den ELZEN, R., HOFMANN, G. (2001): Prachtfinken Australien, Ozeanien, Südostasien. Ulmer Verlag.  Stuttgart

ROBILLER,F. (1978): Prachtfinken -Vögel von drei Kontinenten, 1.Aufl. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin

RUß, K. (1898): Die Prachtfinken. 2. Aufl., Creutz’sche Verlagshandlung, Magdeburg.

SCHRÖPFER, P. (1986): Fünf Jahre Erfahrungen mit der Lauchgrünen Papageiamadine. Monatsschrift SZG 31: 167-170

SIROKI, Z. (1979): Erfolgreiche Zucht der Lauchgrünen Papageiamadine. Gef. Welt 103: 181-182

SMYTHIES, B. E. (1981): The Birds of Borneo. 3. Auflage, Kuala Lumpur.

ULLRICH, M: (1995): Über Freileben, Haltung und Zucht der Lauchgrünen Papageiamadinen. Gef. Welt 119: 154-156

VOIGT, A. (1929): Unsere Vögel in der Sommerfrische. Gef. Welt 58: 7-18


WÖHRMANN, H.-J. (1995): Papageiamadinen. Eigenverlag

ZEUGE, G. (1975): Gelungene Zucht von Lauchgrünen Papageiamadinen (Erythrura prasina). Monatsschrift SZG 22: 177-181

ZISWILER, V., H. R. GÜTTINGER & H. BREGULLA (1972): Monographie der Gattung Erythrura Swainson, 1837 (Aves, Passeres, Estrildidae). Bonn. zool. Monogr. 2. Bonn.
 

 

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