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Kal. Schopfwachtel

 

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Ein Wiedersehen mit der Kalifornischen Schopfwachtel

 

 ©Claudia Mettke-Hofmann & Gerhard Hofmann

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Als ich ein kleiner Junge war, zählten Chinesische Zwergwachteln zu den ersten Arten, die Einzug in meine Voliere hielten. Wie wohl bei den meisten Anfängern war die Zusammenstellung der Gemeinschaftsvoliere alles andere als ideal und häufig bevölkerten zu viele Vögel die Voliere. Es sollte noch mehrere Jahre dauern bis ich zu der Erkenntnis gelangte, dass Wachteln und Prachtfinken auf engem Raum nicht unbedingt die besten Freunde werden. Dieser Erkenntnis musste auch der Wunsch, nach der für mich mit schönsten Wachtel, der Kalifornischen Schopfwachtel, weichen. Nie war ausreichend Platz vorhanden, um eine Voliere allein für die Wachteln zu reservieren, immer wieder hatte die Liebe zur Prachtfinkenzucht gesiegt. Später auf Ausstellungen hatte ich als Zuchtrichter noch oft Gelegenheit mich von der Schönheit dieser Wachtelart zu überzeugen. Meist makellos im Gefieder und selten scheu, ja im Gegenteil oftmals äußerst zutraulich, machten es einem die Vögel nicht leicht, schließlich den Einen als Sieger zu küren. Hätte es die Möglichkeit gegeben, zwei oder drei aufs Siegerpodest zu erheben, ich hätte sicher nicht zuletzt bei dieser Art davon Gebrauch gemacht.

Nach dem Rückzug aus dem Ausstellungswesen wurde das Zusammentreffen mit den niedlichen Schopfwachteln immer seltener, um in den letzten Jahren schließlich völlig auszubleiben. Auch bei den Züchtern scheint diese Art inzwischen weniger populär zu sein.

 

Doch unverhofft geschieht oft, ein Projekt mit Stärlingen hat meine Frau und mich für einen  längeren Aufenthalt in die USA geführt. Das erste Untersuchungsgebiet lag in Kalifornien, um genauer zu sein, die Umgebung in und um die San Francisco Bay war unser erstes Domizil. Und welchen Vogel hat sich dieser Bundesstaat wohl als Nationalsymbol erkoren? – die kalifornische Schopfwachtel. Meine Hoffnung auf ein Entdecken dieser Vögel war gering, war ich doch durch das Fotografieren unserer Feldwachtel vorgewarnt. Doch schon beim ersten Rundgang im späteren Untersuchungsgebiet erspähte icKF1O7970h am frühen Morgen ein Schopfwachtelmännchen, das aus einer 15 Meter hohen Kiefer seinen Ruf weit hörbar erschallen ließ. Keine zehn Minuten später rennt uns ein 50-köpfiger Trupp über den Weg, emsig mit der Aufnahme kleiner Grassamen und Steinchen beschäftigt. Uns gegenüber zeigten sie weder großes Interesse, noch Scheu, sondern ließen uns bis auf 10 Meter herankommen. Wo war die Kamera? Manchmal möchte man sich in den Hintern beißen –sie war nebst Stativ noch fein säuberlich verpackt im Rucksack auf dem Rücken; 20 kg tragen sich einfach besser im gut gepolsterten Rucksack, so dass ich an diesem Morgen beschlossen hatte, entgegen meiner sonstigen Angewohnheit, die Ausrüstung nicht schussbereit zu transportieren. Die Quittung kam prompt. Bis endlich alles aufnahmebereit war, hatte sich auch der letzte Nachzügler ins Dickicht verzogen. Aber die Stelle war fest im Kopf notiert und die Möglichkeit, zum wiederholten Aufeinandertreffen schien durchaus möglich. Schon nach wenigen Tagen gehörten die Schopfwachteln zum gewohnten Anblick, zwar waren nur wenige so vertraut wie die Truppe am ersten Tag, doch erspähten wir immer wieder kleinere Gruppen, die sich zumindest mit dem Fernglas wunderbar beobachten ließen.

Die Zeiten waren in Kalifornien allerdings nicht immer so paradiesisch für diesen kleinen Hühnervogel, ungeregelte Jagd und vor allem Habitatverluste hatten zu einem großen Rückgang der Population geführt. Um wenigstens den Jägern die Jagd zu ermöglichen, wurden sie bis in die 80er Jahre in Wachtelfarmen vermehrt und vor der Jagdsaison freigesetzt. Der Freilandbestand erholte sich davon freilich nicht. Auch Importe von Kalifornischen Schopfwachteln aus dem angrenzenden Mexiko sollten helfen, die Population wieder zu vergrößern. Welche Unterart dabei wo ausgesetzt wurde, wurde nicht beachtet. So gelangten zwischen den Jahren 1933 und 1945 rund 65 000 Wachteln ins Freiland, ohne dass sich die Situation dadurch wesentlich gebessert hätte (LEOPOLD 1977).  Auch die in ariden Gebieten künstlich angelegten Tränken, verhalfen nur wenig die Population zu vergrössern, zumal die Tränken zum Teil ständig betreut und mit Wasser befüllt werden mussten. Recht erfolgreich waren/ sind unterirdische Tränken, die das im Winter reichlich vorhandene Wasser sammeln. Um an das kostbare Naß zu gelangen, mussten die Wachteln allerdings dazu bewegt werden, die Gänge, die unter die Erde und damit zur Tränke führten, zu benutzen. Für mich erstaunlich, die Tränken wurden problemlos akzeptiert. Das Nahrungsangebot war und ist kein limitierender Faktor. Die Wachteln haben ein enorm breites Nahrungsspektrum. Dabei werden Sämereien, Beeren und Blätter der verschiedensten Wildpflanzen aufgenommen, doch verschmähen sie auch Getreide wie Maisbruch, Hafer, Weizen, Hirse, etc. nicht. Vielmehr war es die ausgeräumte Landschaft, die im Laufe der Zeit weitgehend zur Agrarsteppe ohne jegliches schützendes Strauchwerk geworden war, die den Rückgang der Art ausmachte.  Die Wälder waren weitestgehend Nutzwäldern ohne breite Buschstreifen oder viel Unterholz gewichen. So was hört sich leider nur allzu bekannt an.

Doch glücklicherweise hat man in Kalifornien vielerorts seine LehrenKF1O7339 daraus gezogen. Am Rande der großen Weiden stehen heute häufig breite Buschstreifen. Die Felder werden in vielen Gebieten nicht bis zum letzten Rand bestellt, sondern bieten ebenfalls einen kleinen Streifen für die Wachteln und die Wälder haben meist wieder ihren artenreichen, buschartigen Waldrand. Es hat durchaus seine Vorteile als Wappenvogel herzuhalten. Welcher Bundesstaat will sich schon nachsagen lassen, nichts zum Schutz dieses Symbols unternommen zu haben. Und ganz gehörigen Anteil an den Schutzmaßnahmen hat die Tatsache, dass es sich bei dieser Art um eines der beliebtesten Jagdobjekte handelt. Heute ist die Jagd reglementiert und wirkt sich nicht negativ auf den Gesamtbestand aus. Freilich sind die Vögel in bejagten Gebieten so scheu wie wir es von unserer Feldwachtel kennen.

In vielen Nationalparks gehören Kalifornische Schopfwachteln heute zum gewohnten Bild und sind häufig zu beobachten. Selbst in die Gärten der Vorstädte und mancherorts sogar in die Stadtparks der großen Städte sind die Wachteln zurückgekehrt. Ihre Vorliebe für junges austreibendes Grün lässt sie durchaus auch mal den Gemüsegarten plündern, Radieschen und Erbsengrün stehen zusammen mit Salat ganz weit oben in der Beliebheitsskala. Dieser Angewohnheit führt dazu, dass viele Menschen, die Wachteln auf ihrem Gelände, aber auch frisches Gemüse haben wollen, den Gemüsegarten hinter Draht verlegen. 

 

Im Point Reyes Nationalpark war es mir schließlich doch noch vergönnt, mich hinter der Kamera dieser schon Beinahe verflossenen „ornithologischen Liebe“ zu widmen.

Dabei habe ich mich an den ersten „Treffpunkt“ gehalten, dieselbe Stelle aufgesucht, an der ich die Wachteln wenige Tage zuvor entdeckt hatte und mich mit Stuhl und Tarnüberwurf ins Gebüsch verzogen. Man konnte fast die Uhr danach stellen, immer pünktlich um viertel nach sieben  war die Truppe zur Stelle. Nur selten kamen sie ein, zwei Minuten früher oder später. Welch genauen Zeitplan diese Vögel doch einhalten, noch mehr Gewohnheitstier als wir Menschen, fast schon ist man geneigt, von Pedanten zu sprechen, die ihrer Umwelt zu viel Genauigkeit abverlangen. Ganz langsam näherte sich die Gruppe und ohne dass man die Vögel selbst schon erblicken konnte, war doch am wackelnden Gras zu erkennen, wo sie sich gerade aufhielten. Besonders komisch war der Anblick von den Schopffedern mit ihren Bommeln, die über die Vegetation hinausragten, ohne jedoch einen Blick auf den Träger dieser Federtracht zu gewähren.
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Ganz gemächlich mit den ersten Sonnenstrahlen zeigten sie sich für eine halbe Stunde auf der Lichtung und suchten dort emsig nach ausgefallenen Sämereien. Dabei waren die Weibchen immer die ersten die sich aus der Deckung wagten und erst als genügend fressende Wachteldamen ihren männlichen Artgenossen den Eindruck vermittelten, dass die Sache harmlos ist wagten sich diese ebenfalls aus der Deckung. Umgekehrt verlief die Sache wen ich eine unvorsichtige Bewegung machte diesmal waren die Wachtelmänner die ersten wenn es darum ging in Deckung zu gehen. Vom Alten Seemannsspruch Frauen und Kinder zuerst in die Boote scheinen Schofwachtelmännchen nicht allzu viel zu halten. Wenn Gefahr im Verzug ist sind sie zwar die ersten die warnen aber auch die ersten die den Rückzug antretten. Meist hielt sich bei meiner Gruppe ein Männchen etwas abseits der anderen auf häufig saß er erhöht auf einem alten ausgedörrten Busch und beobachtet die Umgebung er war anscheinend der Wachposten der Gruppe und kam nur zum Fressen wenn absolut keine Gefahr bestand.  Die ersten Tage hat ihn meine Anwesenheit wohl doch sehr beunruhigt erst am dritten Tag wagte er es seinen Ausguck zu verlassen. Injdem Fall hatte meine Kamera in disen Phasen Hochbetrieb, und trotzdem waren viele der Bilder unscharf. Zu quirlig und zu beweglich waren die kleinen „kalifornischen Kobolde“.

So war ich froh dass ich diese Stelle mehrfach aufsuchen konnte und sich die Vögel allmählich so an mich gewöhnten dass ich aus 10 Meter Distanz ohne Tarnumhang oder Tarnzelt fotografieren konnte. Dabei unterschieden sie jedoch strikt wer sich auf dem Weg zu ihnen macht. Von ihrer Stelle aus konnten sie den WKF1O7962eg der vom Parkplatz kam perfekt überblicken und während ich nach ein paar Tagen nur noch ein müdes „Gluuuug   Gluuuug“ erntete die Truppe aber weiter der Nahrungsuche nachging suchten sie bei den meisten  Besuchern sofort das Weite so dass mich diese oft fragten was ich denn dort fotografier. Lediglich ein Ranger der ebenfalls regelmäßig seine Runden drehte wurde mit der gleichen Gleichmütigkeit behandelt wie ich. Ganz schön clever für dies kleinen Kobolde. Wie neugierig der Wappenvogel Kaliforniens ist, sollte sich wenige Tage später zeigen, als wir mit den Experimenten bezüglich der Stärlinge begannen. Wir hatten dazu die Stärlinge an eine Futterstelle gewöhnt und staunten nicht schlecht als schon am ersten Tag wie aus dem Nichts die ersten Wachteln auftauchten und zwei Tage später wurde die Futterstelle regelrecht gestürmt. Doch leider spielten sich diese Aktionen im frühesten Morgengrauen ab, so dass die Möglichkeiten, diese Szenen auf Zelluloid zu bannen,  recht eingeschränkt waren.  Wir boten für die Stärlinge eine Mischung aus Maisbruch, Raygras und Sonnenblumen an von dek die Wachteln lediglich die Sonnenblumen unbeachtet ließen. Die erstgenenannten Futtersorten allerdings wurden mit einem Eifer und Tempo verzehrt der selbst einem Staubsauer EhrKF1O7941e machen würde, die Stelle war nach solchen Wachtelüberfällen regelrecht leergefegt. Auch vertreiben half nicht viel wenn ich laut und gestikulierend auf die Futterstelle zurannte hatte dies zwar eine kurze Flucht zur Folge doch kaum hatte ich mich umgedreht waren sie wieder am Futter. Dieses dreiste Verhalten hatte wohl auch ein Merlin entdeckt und nutzte eine Unachtsamkeit seitens der  Wachteln aus um Mitten aus dem ganzen Gewusel ein Männchen zu erbeuten.  Das hatte erst einmal zur Folge, dass an unserer Futterstelle die nächsten Tage keine Plünderungsaktionen durch die Wachteln mehr erfolgten sollte. Allerdings hielt es die Vögel nur drei Tage davon ab sich dem ausgestreuten Futter zu widmen pünktlich am ersten Versuchstag, unsere Stärlinge hatten die Futterstelle inzwischen gut akzeptiert, kamen sie zurück.  Doch machten sie an diesem Tag eine für sie wohl noch grausigere Erfahrung, nachdem wir künstliche Objekte um die Futterstelle gestellt hatten suchten sie panikartig das Weite . Diese sollten uns eigentlich Aufschluß über die Neophobie (Angst vor Neuem) der verschiedenen Stärlingsarten geben. Doch eins zeigte sich ganz klar, unsere Wachteln schlugen in Sachen Angst alle anderen Arten, die noch an der Futterstelle anwesend waren. Ja der Schock hielt sogar die nächsten 10 Tage an. In diesem Fall müssen wir zugeben, überwog unsere Freude, die kleinen Derwische in die Flucht geschlagen zu haben, war doch die Futterplattform ganz schön von ihnen in Beschlag genommen worden und wir hatten so die Möglichkeit, unsere Datenaufnahme in Ruhe fortzusetzen. Meine Befürchtung dass mich die Wachteln durch all das Ungemach das ihnen widerfuhr wenn ich in der Nähe bin auch in ihrer natürlichen Umgebung von nun an mit Argwohn betrachten hatte sich zum Glück nicht bestätigt. Kaum hatte ich Platz hinter der Kamera genommen verhielten sie sich wieder als wenn nichts geschehen wäre.

Was bei mir in die Voliere Einzug hält, wenn ich wieder zurück im alten Europa bin? Einen Vogel habe ich inzwischen schon für die Wunschliste.
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LEOPOLD, A.S. (1977) The Californian Quail. University of California press. Berkley and Los Angeles

 

 

 

 

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