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Vogel -doping?

 

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Vogelhaltung ohne Zusatz-Präparate

 heute noch zeitgemäß?

 

 

Liest man heute die entsprechenden Announcen in unseren Fachjournalen, so glaubt man sich an den einstigen Werbeleitspruch eines großen japanischen Autoherstellers erinnert – „Nichts ist unmöglich“.  In der Tat die Zuchterfolge der letzten Jahre sind beeindruckend, aber sind es wirklich die diversen Zusatzprodukte, die diese Erfolge ermöglichen?

 

Was bewirken z.B. die wichtigsten Vitamine und worin sind sie natürlicherweise enthalten ?

Eine kurze Übersicht aus AECKERLEIN & STEINMETZ (2003) soll uns dabei helfen festzustellen was Vitamine bewirken und worin sie enthalten sind.
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Nach  AECKERLEIN &  STEINMETZ (2003)kommt Vitamin A z.B. hauptsächlich in grünen Pflanzenteilen und frisch geernteten Sämereien vor. Es schützt die Schleimhäute und beeinflusst die Eiweißsynthese und damit das Wachstum.a_131_3128 Vitamin D ist vor allem für die Regulation des Kalzium-Phosphorstoffwechsels zuständig und wichtig  für die Knochensubstanz, aber auch für die Bildung der Eierschale. Vitamin D wird bei ausreichender ungefilterter Sonneneinstrahlung (wichtig ist der UV Anteil)  vom Vogel mit Hilfe der Bürzeldrüse selbst gebildet. Vögel, die in nicht überdachten Außenvolieren untergebracht sind, haben daher  naturgemäß seltener einen Vitamin D Mangel als Pfleglinge, die das ganze Jahr im Innenraum gehalten werden.

Vitamin E kommt nach den beiden Autoren in grünen Pflanzenteilen und keimendem Getreide, sowie in ölhaltigen Saaten vor und dient dem Schutz fettlöslicher Vitamine und fettreicher Zellstrukturen. Das inzwischen berühmte, ja geradezu berüchtigte Vitamin K ist vor allem an der Blutgerinnung beteiligt und kommt in grünen Pflanzenteilen, aber auch in Keimfutter vor. AECKELREIN & STEINMETZ (2003) geben K1 den Vorzug, da bei a__MG_0616K3 in letzter Zeit eine toxische Wirkung diskutiert wird. 

Alle oben genannten Vitamine sind fettlöslich, während die folgende Gruppe zu den wasserlöslichen Vitaminen zählt. Dazu zählen z.B. die Vitamine der B Gruppe wie B1, welches am Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt ist und ebenso in grünen Pflanzenteilen, Keimfutter und Hefe vorkommt. Ferner sind das B2, das z.B. am Eiweißstoffwechsel beteiligt ist und B6, das am Aminosäurestoffwechsel beteiligt ist zu nennen. B12 ist an zahlreichen Prozessen beteiligt, doch liegt die genaue Funktion noch im Dunklen. Bei einem B12 Mangel sind  allerdings eine erhöhte Embryonensterblichkeit und Blutarmut bekannt Pantothensäure, Nikotinsäure und Folsäure sind ebenfalls an Eweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt und kommen ebenfalls in Grünfutter und Hefe, Nikotinsäure auch in tierischem Eiweiß vor. Biotin ist bei der Fettsäuresynthese und vielen weiteren Stoffwechselprozessen beteiligt und kommt in Keimfutter und Hefe vor, wird aber auch im Darm des Vogels durch Mikroorganismen erzeugt. Cholin schließlich ist u.a. zuständig für den Fettaustausch zwischen Leber und Fettgewebe und findet sich in tierischem Eiweiß, frischen Saaten, und Hefe.  Soweit die stark verkürzte Darstellung aus AECKERLEIN, STEINMETZ (2003) das übrigens in keiner Vogelliebhaberbibliothek fehlen sollte.

Ein Großteil dieser Vitamine kann durch eine vernünftige Ernährung den Vögeln zugeführt werden. Zum Beispiel werden immer wieder grüne Pflanzenbestandteile und frische oder gekeimte Saaten erwähnt. Eine ausreichende Versorgung mit diesen Futtermitteln kann schon einen Großteil des Vitaminbedarfs decken, nicht umsonst zählen die darin enthaltenen  Carotinoide als Fitneß- bzw. Konditionsanzeiger im Vogelbereich (HILL(1994, 2002),  (BLOUNT et al. 2002, 2002).  Bei BRAWNER et al. (2000) erreichten mit Coccidien bzw. Mycoplasmen infizierte Männchen des Mexikanischen Karmingimpels nicht den selben Grad der Ausfärbung wie gesunde Männchen.  Nicht verwunderlich, dass  Mexikanische Karmingimpel Weibca_133_3338hen stark rot gefärbte Männchen  (HILL 1991,1999) bevorzugen.  Fa_133_3348ür uns bedeutet das aber auch, wenn wir,  eine intensive Rotausfärbung erreichen wollen, nicht einfach nur die Dosis des Carotin-Präparats zu erhöhen, sondern bei Individuen, die partout nicht die gewünschte rote Farbe erreichen,  evtl . auch an eine Infektion denken sollten. Carotinoide dienen aber nicht nur dazu anzuzeigen wie das Individuum mit der Mauser zurechtkam, die auf Carotinoiden beruhende Schnabelfarbe der Zebrafinken zeigt vielmehr den aktuellen Fitnesszustand des Vogels an  MCGRAW & ARDIA (2003, 2004)) fanden z.B. einen direkten Zusammenhang zwischen im Blut zirkulierenden Carotinoiden, der Intensität der Schnabelfarbe und der Immunreaktion der Vögel. Vögel die zudem normalen Futter zusätzlich Lutein und Zeaxanthin erhielten, hatten rötere Schnäbel und zeigten eine stärkere Immunabwehr. Manch erfahrener Vogelliebhaber hat schon vorher beim Vogelkauf auf die Schnabelfarbe/Augenringfarbe geachtet und hat dabei das angewendet, was auch die Weibchen dieser Arten machen: sie achten auf eine möglichst intensiv rote (bei gelbschnäbeligen Arten auf eine intensiv gelbe-) Färbung. Diese sagt etwas über den aktuellen Gesundheitszustand dieses Individuums aus. SAKS et al. (2003) fanden ähnliche Effekte bei Grünlingen; auch hier waren die Gefiederfarben, die auf Carotinoiden basierten, ein zuverlässiger Anzeiger für die Immunreaktion und den Gesundheitszustand des jeweiligen Vogels. Die Gefiederfärbung hat daher auch einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten, z.B. die Partnerwahl. Von daher ist es sicherlich nicht falsch, bei Arten, die in Liebhaberhand auch durch die beste Ernährung nicht annähernd die Gefiederfarbe ihrer freilebenden Artgenossen erreichen, durch entsprechende Präparate den Gefiederaufbau zu unterstützen. Carotinoide (Provitamine) (Alpha-, Beta Carotin, Lutein, Zeaxanthin,….) werden im Übrigen in der Dünndarmschleimhaut zu Vitamin A verarbeitet(AECKERLEIN& STEINMETZ 2003). Insofern sagt dia_Kreuzschnabel-0036-12.02e Gefieder-/Schnabelfarbe  uns auch a_118_1818_RT16-Birkenzeisigetwas über die Versorgung mit Vitamin A aus.

Wie steht es mit reinem Vitamin A? Vitamin A wird im  Vogelorganismus gespeichert, so dass eine Unterversorgung erst dann auftritt, wenn die Speicher leer sind, Hier hilft ein gelegentlicher Einsatz eines Vitamin A Präparates. Doch Vorsicht, Vitamin A kann, gerade weil es im Organismus gespeichert wird, auch überdosiert werden und führt dann zu ernsthaften Organschäden. Wir verabreichen z.B. bei unseren Weich- und Körnerfressern Vitamin A schon seit Jahren nicht mehr als Einzelpräparat, sondern lediglich im Rahmen der einmaligen wöchentlichen Multivitamingabe. Allerdings stehen auf dem Speiseplan unserer Vögel ohnehin viele Stoffe wie Grünfutter, frisch geerntete Gräser und Blütenpollen, die viel Vitamin A bzw. Provitamin A enthalten.

Vitamin K wird im Gegensatz dazu nicht gespeichert und eine Verabreichung eines Vitamin K Präparates ist vor allem nach dem Kauf von Importvögeln oder nach der Behandlung mit Antibiotika bzw. Sulfonamiden sinnvoll. Ähnlich verhält es sich mit Vitamin B12 und Biotin auch hier ist nach länger andauernder Antbiotika oder Sulfonamid Behandlung die Gabe eines Vitamin –B Komplexes bzw. Biotin angeraten. 

 

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Vitamin D3 ist im Handel als Kombination von D3/Calcium anzutreffen, was durchaus Sinn macht, vor allem vor und während der Eiablage ist eine Gabe sinnvoll,a_133_3348 doch Vorsicht auch D3 kann überdosiert werden und führt zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden. Bei uns a__MG_1390hat sich eine Verabreichung von Nekton MSA über das Weich- bzw Körnerfutter bewährt, während der Ruhephase einmal wöchentlich, vor der Eiablage täglich in reduzierter Dosierung ebenso während der Brut- und Aufzuchtphase. Womit wir mit Calzium schon bei den Mineralstoffen wären, zu denen u.a. noch Phosphor (Skelettaufbau, Stoffwechsel), Natrium, Kalium und Chlor sowie Schwefel und Magnesium zählen. Mangan, Eisen und Zink, Kobalt,…. .werden nur in geringsten Mengen benötigt und daher als Spurenelemente bezeichnet.  Allen gemein ist, dass sie für den Organismus lebensnotwendig, sind doch ist nur wenig bekannt über den genauen Bedarf der einzelnen Vogelarten. Eine Ausnahme bilden die Vögel, die vorwiegend zum menschlichen Verzehr gehalten werden und hier richten sich die Angaben häufig mehr nach optimaler sprich effektiver Fleischproduktion und weniger nach dem echten Bedürfnis der Tiere. Phasen großer Stoffwechselbelastungen wie Mauser und Legephase sind zwei Perioden, in denen viele Vögel vermehrt Mineralien zu sich nehmen. Bei Körnerfressern sollte daher ständig ein Mineral-Erdegemisch zur Verfügung stehen, aus dem sich die Vögel einen Großteil der benötigten Mineralstoffe selbst suchen können. Etwas kritischer sind da manche frugivoren  oder nektarivoren Arten wie Tukane, Stare  (SHEPPARD & DIERENFELD 2002),  aber auch Loris. Diese Arten tolerieren nur wenig Eisen in ihrer Nahrung und erkranken sehr leicht an der Eisenspeicherkrankheit  (Mc DONALD 2003) (WEST et al. 2001). Dabei ist selbst unter nah verwandten Arten ein großer Unterschied in der Empfänglichkeit für diese Krankheit möglich. Manche Arten gehen in ihrer Intoleranz gegen Eisen soweit, dass nach Möglichkeit auch keine Futternäpfe aus Edelstahl oder Messer aus Stahl zum Zubreiten
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des Obsts verwendet werden sollten. Schon allein deshalb kann es keine Mineralmischungen geben, die für alle Vogelarten das Optimum bieten.

Die Versorgung mit tierischem Eiweiß oder Aminosäuren ist ein weiteres Feld, dass noch große Wissenslücken aufweißt. Doch haben auch hier Praktiker aus den Anfängen der Vogelzucht schon manches moderne Wissen instinktiv richtig angewandt. Was lag z.B. näher, als seinen Vögeln gekochte Hühnereier als Eiweißquelle anzubieten? Darin ist schließlich alles enthalten, was zur Bildung eines neuen Vogels von Nöten ist. Und darin lagen die Vogelzüchter der Frühzeit sicherlich nicht falsch. Zebrafinken greifen bei der Eiproduktion auf eigene Eiweiß-Reserven, überwiegend den Flugmuskel, zurück COTTAM et al. (2002). Es muß  also schon lange vor der Eiablage auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Bei Blaumeisen bewirkte eine zusätzliche Verabreichung von Aminosäuren (Cystin, Threonin, Trytophan, Lysin, Methionin)  eine größeres Gelege (im Durchschnitt 1,3 Eier mehr) (RAMSAY, L. &  HOUSTON, D. 1998). Die Ernährung hat auch großen Einfluß auf das Geschlechterverhältnis. Immer wieder hört man, wer zu gut füttert, produziert nur Männchen, doch lässt sich dies nicht verallgemeinern. So scheinen Kakapos bei reichlichem Futterangebot (z.B. durch die bis vor kurzem praktizierte Zusatzfütterung) tatsächlich mehr Männchen zu produzieren  (CLOUT et al.), während beim Seychellen Rohrsänger eher der umgekehrte Effekt eintritt.  In guten Habitaten werden mehr Weibchen produziert, während in Habitaten mit schlechterem Nahrungsangebot mehr Männchen produziert werden   (KOMDEUR 1996) . Die Gründe dürften in der unterschiedlichen Sozialstruktur zu suchen sein. Kakapos sind zum einen polygam und Männchen sind bei dieser Art erheblich größer als die weiblichen Artgenossen. Männchen verursachen daher  vermutlich auch mehr „Kosten“ in Form von Futter bei der Aufzucht. Männchen werden daher vorwiegend in guten Zeiten produziert. Seychellen a_RotnackenRohrsänger haben dagegen ein Helfersystem, bei dem die Weibchen (Töchter) bei der Aufzucht der Folgebruten helfen, also im Revier verbleiben. Dies macht allerdings nur in einem guten Habitat Sinn, in dem die Helfer auch wirklich „helfen können“ und nicht wie in einem qualitativ schlechten Habitat durch die eigene Nahrungsaufnahme das Futterangebot für das Brutpaar weiter reduzieren. Junge Männchen wandern aus dem Gebiet ab und sind bei schlechten Bedingungen daher die bessere Strategie in solchen. Noch sind viele Fragen was die richtige Ernährung unserer Pfleglinge anbetrifft ungeklärt. Wer tatsächlich einen „riesigen“ Überschuß an männlichen bzw. weiblichen Jungvögeln  produziert, sollte vielleicht tatsächlich einmal die Ernährung seiner Vögel überdenken und dabei gerade auch die vielen Zusatzpräparate mit in Betracht ziehen. Es ist heute in Zeiten industriell gefertigter Tiernahrung einfacher denn je, aus einem Vegetarier wie der Gouldamadine  (Dostine et al. 2002) (siehe Rinder und BSE) einen Insektenfresser zu machen. Welche Auswirkungen dies allerdings auf lange Sicht hat, lässt sich nur schwer abschätzen. Auch wird meistens nicht oder nur wenig über die negativen Folgen eines Dauereinsatzes von z.B. Aminosäurenpräparaten berichtet. Aber wer sich Zuchterfolge schwieriger Arten etwas näher betrachtet, stellt rasch fest, dass in fast allen Fällen die komplette Fütterung auf die Bedürfnisse der Art abgestimmt war. Sicherlich schadet eine regelmäßige Anwendung eines der vielen erhältlichen jeweiligen Zusatzpräparate nicht, doch sollte die Devise so wenig wie nötig und nicht so viel wie möglich lauten. Wer meint  Futterdefizite allein durch Präparate auffangen zu können, befindet sich sicherlich auf dem Holzweg. Zu vielfältig sind die Wechselwirkungen der einzelnen Stoffe und zu unterschiedlich ist der Bedarf an Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Spurenelemente der einzelnen Arten.

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